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Wie du deine Kompetenz in vier Schritten steigerst, ohne dich verstellen zu müssen

authentizität lernen rhetorik tipps Jun 23, 2020
 

So nutzt du die vier Phasen der Veränderung für mehr Kompetenz 

Manche Menschen haben die Befürchtung, dass sie nicht mehr authentisch sind, wenn sie etwas verändern, was sie schon immer so gemacht haben. Wieder andere merken gar nicht, dass sie ständig etwas tun, das nicht so wirkungsvoll ist. In unserem Alltag als Trainer machen wir immer wieder die Erfahrung, dass lernende Personen Hemmungen haben, Tipps anzunehmen. Dabei gibt es einen Weg, wie du gleichzeitig deine Kompetenz steigern und trotzdem authentisch bleiben kannst. Lerne in der heutigen Lektion, wie das geht.

Der Dunning Kruger Effekt

Häufig glauben wir, in etwas schon sehr gut und kompetent zu sein. Wir haben ein hohes Selbstvertrauen, jedoch lassen wir wirkliche Kompetenz noch vermissen. Sobald wir uns unserer Unzulänglichkeit bewusst werden, womöglich weil eine kompetente Person uns darauf aufmerksam macht, sinkt unser Selbstvertrauen und unsere Motivation dramatisch. Wir landen im Tal der Verzweiflung. Erst mit wachsender Übung und Erfahrung lernen wir, dass wir etwas tatsächlich können. Diese Entwicklungskurve wird durch den "Dunning-Kruger-Effekt" beschrieben.

In der Folge kann es vorkommen, dass der ein oder andere von uns glaubt, einen Teil der eigenen Persönlichkeit zu verlieren, wenn er seine Unzulänglichkeit anerkennen muss. Und das ist natürlich schmerzhaft. Ist es nicht wesentlich besser, für seine wahre Kompetenz bekannt zu werden? Die Wahrheit ist, dass wir trotzdem wir selbst sein werden, nur in einer verbesserten Version. 

Das Modell der 4 Kompetenzstufen von Noel Burch

Es gibt einen Weg, den jeder durchschreiten darf, damit das Gelernte in "Fleisch und Blut" übergeht. Dieser Weg führt durch die vier Entwicklungsstufen der Kompetenz nach Noel Burch.

Am Anfang ist man in der Phase der unbewussten Inkompetenz. Hier wissen wir einfach noch nicht, dass wir in einem Bereich nicht kompetent sind. Nehmen wir als Beispiel das Benutzen von "Füllworten". Viele Menschen nutzen in Denkpausen Worte wie "Ähm", "Ja", "So" und unzählige weitere Variationen. Deutlich kompetenter ist es jedoch, stattdessen einfach still eine Pause zu machen und danach weiterzusprechen.

Jetzt, wo du dies weißt, bist du in der Phase der bewussten Inkompetenz. Du hast einen Maßstab und wurdest darauf aufmerksam gemacht. Das Gute daran ist, dass du durch Übung in die nächste Phase kommen kannst.

In der dritten Phase bist du in der bewussten Kompetenz. Du hast verstanden, dass es vorteilhafter ist, Pausen einzusetzen. Wenn du dich darauf konzentrierst und langsam sprichst, kannst du die Füllworte vermeiden. Allerdings kann es zu diesem Zeitpunkt noch etwas unbeholfen und unnatürlich wirken. Manchmal auch etwas roboterhaft, denn deine Fehler fallen dir regelmäßig auf und du korrigierst sie umgehend.

Nach einiger Zeit und viel Übung, kommst du in der Phase der unbewussten Kompetenz an. Du hast die bewussten Pausen nun verinnerlicht und es fühlt sich für dich natürlich an. Auch für andere Menschen wirkt es nun so, als sei diese neue Fähigkeit ein ganz normaler Teil deiner Persönlichkeit.

Verhalte dich natürlich und sprich im Konversationsstil - wie mit einem Freund

All dies lässt sich natürlich auch auf deine rhetorischen Fähigkeiten übertragen. Wenn du ein Rhetorik-Training durchläufst, wirst du auch diese Phasen durchlaufen. Zu Anfang kommt es dir vor, als würdest du schlechter werden. Doch irgendwann wird die Vortragssituation wieder ganz natürlich.

Zu wahrer Authentizität gehört allerdings noch eine wichtige Sache: Dass du auch bei Präsentationen so auftrittst, wie du dich sonst verhältst. Viele Menschen nehmen plötzlich einen unnatürlichen Präsentationsmodus an, wenn sie etwas vortragen sollen. Sie sprechen völlig anders und bewegen sich auch anders als sonst.

Eine einfache Methode, um dies zu umgehen, ist es, sich vorzustellen, dass du zu einem alten Freund oder Freundin sprichst. Stelle dir vor deinem ersten Satz vor, du sprichst deinen Freund an. Nehmen wir an, dieser Freund heißt Max. Dann würdest du in deinem Kopf sagen: "Hey Max, hör mal zu. Ich habe etwas Interessantes für dich." Und jetzt beginnst du mit der Botschaft für das Publikum mit der gleichen Art. Dies wird dir helfen völlig natürlich, entspannt und authentisch zu wirken.

Deine Aufgabe der Woche: Benutze bei deiner nächsten Vortragssituation den Konversationsstil. Beginne deinen ersten Satz so, als würdest du zu deinem besten Freund oder deiner besten Freundin sprechen. Fahre auch so fort.

 

 

Justin Kruger, David Dunning: Unskilled and unaware of it. How difficulties in recognizing one’s own incompetence lead to inflated self-assessments. In: Journal of Personality and Social Psychology. Band 77, Nr. 6, 1999, S. 1121–1134

Rolf Oerter, Leo Montada: Entwicklungspsychologie. Ein Lehrbuch, 5. Auflage, Oerter/Montada, Beltz Verlag, Weinheim, 2002